In einem Gemälde
Bülle ernten
Tief verwurzelt mit der Halbinsel Höri: Gemüsebäuerin Diana Maier
Wenn man von Radolfzell aus die Halbinsel Höri ansteuert, sieht es fast so aus, als würde die leise raschelnde Pappelallee direkt in ein Gemälde führen. Immer wieder blitzt zwischen schattenspendenden Bäumen und sanft wiegendem Schilf das Blau des Westlichen Bodensees auf. Kleine Ackerflächen und verstreute Obstbäume sind bunte Farbkleckse auf der ohnehin schon üppig bemalten Leinwand der Natur. Für einige dieser Farbakzente sorgt Diana Maier. Sie ist in fünfter Generation Gemüsebäuerin auf der Halbinsel und baut unter anderem die Höri-Bülle an. Die berühmte Zwiebel, mit ihrem aromatischen Geschmack und der dezenten Schärfe, ist ein richtiger Star: Die EU-geschützte Spezialität ist eine von 22 kulinarischen Botschaftern Baden-Württembergs. Sie wird ausschließlich hier angebaut und einmal im Jahr sogar gefeiert. Das Büllefest in Moos findet in der Regel am ersten Oktoberwochenende statt und zieht zahlreiche Direktvermarkter und Besucher an. Auch Diana und ihre Familie sind mit zahllosen, blumengeschmückten Büllezöpfen immer mit dabei. Sie ist tief verwurzelt mit der Höri und möchte durch schonende Landwirtschaft dazu beitragen, dass die herrliche Halbinsel Besuchern wie Einheimischen noch lange ein ergriffenes „Hach“ entlockt.
Fast der ganze Ufersaum, an den die sanften Wellen des Westlichen Bodensees schwappen, ist Naturschutzgebiet und eine behütete Kinderstube für viele – teilweise seltene – Vogelarten. Diese Idylle hat Diana Maier jeden Tag vor Augen, wenn sie durch ihre Salatreihen läuft, das Unkraut um ihre Rosenstöcke und Zinnien zupft, oder aus dem Fenster eines ihrer Gewächshäuser blickt, in denen Gurken, Tomaten, Artischocken und viele weitere Gemüsesorten reifen. 90 Prozent der Landwirtschaft auf der Höri wird von kleinstrukturierten Familienunternehmen betrieben und für alle ist der Boden ihr kostbarstes Gut! Um diesen so achtsam wie möglich zu behandeln, tauschen die Familien untereinander auch mal Ackerflächen aus. So kommen immer wieder unterschiedliche Pflanzenfamilien darauf, die mal tief, mal flach wurzeln – und so den Boden schonen.
Auch eine Besonderheit der ansässigen Landwirtsfamilien: Sie alle vermehren die Samen für ihre Höri-Bülle aus den schönsten Knollen des Vorjahres selbst. Für Diana Maier und ihre Familie ist es eine typische Winterarbeit, die kleinen Körnchen zu waschen und zu selektieren. Im März werden diese dann ausgesät und der Kreislauf beginnt von neuem. Den Frühling auf der Höri mag die Landwirtin besonders gerne: Das Leben erwacht, alles wächst und gedeiht. Dann explodieren auch die Knospen der Obstbäume und die Halbinsel kleidet sich in strahlendes Weiß, sanftes Rosa und unbändige Lebensfreude.
Durch diese überbordende Natur führen zahlreiche, gut ausgebaute Radwege, die zu den schönsten Flecken der Höri führen. Diana Maiers Acker in Moos liegt direkt an einem dieser Wege. Hier können Gäste selber Blumen schneiden und sich so ein bisschen von der Schönheit der Halbinsel mit nach Hause nehmen. Was die Gemüsebäuerin sonst anbaut, verkauft sie in ihrem Hofladen oder auf Märkten in der Region. Ihr Tipp an die Besucher: Unbedingt ein paar Bülle mit nach Hause nehmen. So kann man bei einem schönen Zwiebelkuchen noch eine Weile in Erinnerungen schwelgen. Auf der Höri hat natürlich jede Familie ihr eigenes Rezept. Bei den Maier-Duventästers: 1 Drittel Teig und 2 Drittel Zwiebeln obendrauf – das hat schon die Oma so gemacht!